Fische

Mit über 32.000 Arten sind Fische die artenreichste Gruppe der Wirbeltiere. Wie du dir also vorstellen kannst, ist Fisch nicht gleich Fisch. In diesem Kapitel schauen wir uns wichtige allgemeine Merkmale von Fischen an und du lernst ein paar besondere Arten aus der Straße von Gibraltar kennen.

Fisch oder kein Fisch – das ist hier die Frage

Nicht jeder Fisch sieht aus wie ein Fisch. Und nicht alles, was aussieht wie ein Fisch oder so heißt, ist wirklich ein Fisch. Kannst du mit Sicherheit sagen, auf welchem der folgenden Bilder ein Fisch abgebildet ist?

Unterteilung der Fische

Wir unterteilen Fische in Knochenfische, Knorpelfische und Rundmäuler. Etwa 96 Prozent aller Fische, also fast 31.000 Arten, gehören zu den Knochenfischen – einige typische Beispiele sind Karpfen, Hecht und Lachs. Haie, Rochen und Chimären sind Knorpelfische – von ihnen gibt es ca. 1.200 Arten. Hinzu kommen noch ungefähr 130 Arten von Rundmäulern – diese lebenden Fossilien, zu denen Schleimaale und Neunaugen gehören, haben ganz spezielle Besonderheiten.

Schauen wir uns einige Merkmale der Fische genauer an und finden wir heraus was Knochenfische, Knorpelfische und Rundmäuler voneinander unterscheidet.

Skelett

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Knochen und Knorpel? Ertaste einmal einen Knochen in deinem Unterarm – er ist starr und fest. Knorpel wie im Ohr dagegen sind weich und biegsam. Du kannst dein Ohr in alle Richtungen biegen, mit deinem Unterarm solltest du das nicht probieren! Knorpel sind außerdem nur halb so dicht und damit auch deutlich leichter als Knochen. Das spart Energie beim Schwimmen.

In der Abbildung siehst du die Skelette von Knochen- und Knorpelfisch im Vergleich. Schiebe einfach den Regler hin und her. Die Gebilde unterhalb der Wirbelsäule des Knorpelfischs sind übrigens keine Rippen, sondern Kiemenbogen; beim Knochenfisch sind diese durch den Kiemendeckel verdeckt.

Rundmäuler besitzen anstelle einer Wirbelsäule einen biegsamen durchgängigen Stab, die Chorda dorsalis. Es handelt sich dabei um eine Art Urwirbelsäule, die so flexibel ist, dass sich Schleimaale sogar verknoten können, um Stücke aus ihrer Beute einfacher herauszureißen.

Und was ist mit Gräten!?

Im Prinzip sind Gräten auch Knochen. Strikt genommen bezeichnet man als Gräten nur die feinen Knochen der Knochenfische, die nicht mit der Wirbelsäule verbunden sind. Beim Ausnehmen eines Speisefischs bleiben diese Knöchelchen gern im Filet hängen … und uns dann im Halse stecken.

Körperform und Fortbewegung

FledermausfischDie Körperform der Fische hängt von ihrere Lebensweise ab. Bei schnellen Arten ist der Körper torpedoförmig, denn das verringert den Wasserwiderstand beim Schwimmen. Fische mit hohem Körper sind häufig Riffbewohner. Sie sind eher gemächlich unterwegs, aber sehr wendig, was für das Schwimmen in den engen Zwischenräumen der Korallen von Vorteil ist.

Die Fortbewegung kann man als schlängelnd bezeichnen, Fische biegen ihren Körper seitlich hin und her. Die Flossen unterstützen das Schwimmen und die Balance im Wasser. Klicke auf die Info-Punkte in der folgenden Abbildung der Gelben Meerbarbe, um mehr über die Funktion der einzelnen Flossen zu erfahren.

Übrigens, Rundmäuler haben keine paarigen Flossen.

Da Fische eine größere Dichte als Wasser haben, müssten sie ständig schwimmen, um nicht zu Boden zu sinken, das kostet viel Energie. Die meisten Knochenfische haben aber eine Schwimmblase, in die gezielt Luft geleitet werden kann. Die Fische sind so in der Lage im Wasser zu schweben oder leichter in Richtung Oberfläche zu kommen. 

Bodenlebende Fische brauchen keine Schwimmblase. Aber auch bei Knorpelfischen fehlt die Schwimmblase völlig. Wie du oben schon erfahren hast, haben Knorpelfische aber ein leichteres Skelett. So müssen sie nicht ganz so viel Kraft beim Schwimmen gegen das Absinken einsetzen.

Körpertemperatur

Fische gehören zu den wechselwarmen Tieren, ihre Körpertemperatur entspricht in etwa der Temperatur des Wassers um sie herum. Anders als gleichwarme Lebewesen (wie wir Menschen) müssen Fische daher nicht so viel Energie in die Erhaltung der Körpertemperatur investieren und brauchen dadurch weniger Nahrung.

Bei kälteren Temperaturen verlangsamt sich der Stoffwechsel und die Tiere werden träger. Mit steigenden Temperaturen werden Fische aktiver und verbrauchen mehr Energie. Dass in wärmerem Wasser weniger Sauerstoff gelöst wird, kommt als Stressfaktor hinzu. Die meisten Fische haben deshalb nur einen sehr begrenzten Toleranzbereich, was  die Temperatur angeht. Der Klimawandel hat also auch auf Fische einen große Auswirkung: In Binnengewässern sind die Tiere den Temperaturschwankungen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Im Meer, wo alles miteinander verbunden ist, wandern einige Fischarten in kühlere Gewässer ab, verdrängen dort aber wiederum einheimische Arten – das kann das Ökosystem komplett verändern.

Schuppen und Zähne

Schuppen schützen die Haut der Fische. Die Schuppen der Knochenfischen bestehen aus Knochengewebe und überdecken sich dachziegelartig. Da sie mitwachsen und dabei Wachstumsringe bilden, lässt sich an den Schuppen sogar das Alter eines Fisches bestimmen. Die Größe der Schuppen kann außerdem Auskunft über die Lebensweise geben: Große Schuppen sind für langsame Schwimmer bzw. für Fische in ruhigen Gewässern typisch – schnelle Schwimmer und Fische in Lebensräumen mit starker Strömung haben eher kleine Schuppen. Die meisten Knochenfische besitzen auch Zähne – diese bestehen wie unsere Zähne aus Dentin.

Bei den Knorpelfischen bestehen alle Schuppen aus Dentin – sie sehen wirklich aus wie winzige Zähnchen und lassen die Haut der Tiere rau erscheinen. Bei vielen Rochenarten und Seekatzen sind die Schuppen weitgehend zurückgebildet und teilweise zu Stacheln umgeformt. An den Kieferrändern der Knorpelfische sind die Schuppen zu echten Zähnen ausgebildet und werden von innen ständig erneuert.

Rundmäuler haben keine Schuppen, dafür aber Zähne wie aus einem Science-Fiction-Film. Sie sind im runden Maul ringförmig angeordnet und bestehen aus Horn (wie unsere Fingernägel). In der Mitte des Mauls befindet sich ein Raspelorgan, mit dem die Rundmäuler Haut und Fleisch von anderen Fischen oder Meeressäugern abraspeln, um deren Blut zu saugen.

Atmung

Auch Fische brauchen Sauerstoff zum Leben. Sie atmen mit Kiemen. Wie das geht? Im folgenden Video lernst du, wie Kiemen aufgebaut sind und wie sie funktionieren.

Warum ersticken Fische an Land?

Die Kiemenblättchen sind wie feine Fäden, die frei im Wasser schwingen und den Sauerstoff filtern. Das Prinzip kannst du in einem kleinen Experiment ganz leicht nachstellen: Mach dir eine Quaste aus mehreren Fäden und halte sie ins Wasser. Wie du siehst, schwingen die Fäden locker nebeneinander her, genau wie die Kiemenblättchen der Fische, die so den Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen können. Ziehst du die Fäden aber aus dem Wasser heraus, haften sie zusammen. Genau das passiert auch mit den Kiemenblättchen – außerhalb des Wassers kleben sie zusammen und können ihre Arbeit nicht mehr ausführen. Der Fisch erstickt.

Haben Lungenfische keine Kiemen?

Unter Wasser atmen Lungenfische wie alle anderen Fische mit Kiemen. Sie besitzen aber zusätzlich eine einfache Lunge, die sich aus der Schwimmblase entwickelt hat. Einige Lungenfischarten können dank der Lungen sogar einige Zeit in ausgetrockneten Gewässern überleben.

Orientierung

Fische kommen in unterschiedlichsten Lebensräumen vor, dementsprechend sind einzelne Sinnesorgane je nach Art auch besser oder schlechter entwickelt. Haie können beispielsweise wenige Blutstropfen auf große Entfernungen riechen, einige Fischarten hören recht gut und bestimmte Tiefseefische sehen sogar im Dunkeln, während Höhlenfische normalerweise blind sind.

Fast alle Fische besitzen außerdem ein Seitenlinienorgan – ein mit vielen Sinneszellen ausgestatteter Kanal unter der Haut, durch den die Tiere Druckwellen des Wassers wahrnehmen können. Von außen ist dieses Organ bei manchen Arten als andersfarbige Linie  zu erkennen.

Über diesen sogenannten Ferntastsinn nehmen die Fische Hindernisse oder herannahende Feinde wahr und können sich im Schwarm absolut synchron bewegen.

Fortpflanzung

Der Großteil der Fische vermehrt sich über äußere Befruchtung – Weibchen und Männchen geben ihre Eier bzw. Spermien einfach ins Wasser ab. Bei den meisten Arten sind die Eier dann sich selbst überlassen. Nur wenige Fische, wie zum Beispiel der Maulbrüter, betreiben Brutpflege und kümmern sich um ihren Nachwuchs.

Die aus den Eiern schlüpfenden Larven werden noch eine Weile durch den Dottersack versorgt. Schwimmblase, Kiemen und Schuppen müssen sich erst bilden. Die Larven atmen am Anfang noch durch die Haut und treiben als Plankton umher. Sie ernähren sich von kleinerem Plankton, dienen aber auch anderen Tieren als Nahrung. Nur die wenigsten Fische überleben das Larvenstadium.

Das folgende Bild zeigt den Laich vom Flussbarsch (Perca fluviatilis), der auch als Kretzer oder Egli bekannt ist. Schieb den Regler zum Zoomen nach rechts, dann kannst du einige Fischlarven erkennen.

Wie viele Eier legt ein Fisch?

Wie viele Eier ein Weibchen pro Laichvorgang abgibt, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Manche Arten produzieren mehr Eier als andere. Während Haie pro Laichvorgang nur sehr wenige Eier legen, sind es bei Lachsen etwa 30.000. Mit bis zu 300 Millionen Eiern liegt der Mondfisch an der Spitze.
  • Je größer die Eier, desto weniger sind es normalerweise.
  • Viele Arten pflanzen sich ab einem bestimmten Alter jährlich fort, andere nur alle paar Jahre. Einige Arten, wie zum Beispiel Lachse, vermehren sich nur einmal im Leben und sterben dann.
  • Mit zunehmendem Alter und Größe produziert ein Weibchen mehr Eier.
  • Bei günstigen Umweltbedingungen und großem Nahrungsangebot investieren die Fische zuerst in ihr Wachstum und werden später geschlechtsreif. Dafür können sie dann aber mehr Eier bilden. Sind die Umweltfaktoren ungünstig (Verschmutzung, Wassertemperatur, Nahrungsmangel, Fraßfeinde usw.), werden Fische früher geschlechtsreif, produzieren aber weniger Eier.

Innere Befruchtung

Während sich die meisten Fische, wie oben besprochen, über äußere Befruchtung fortpflanzen, vermehren sich einige Arten aber über innere Befruchtung. Die Jungtiere wachsen dann im Mutterleib heran und schlüpfen erst während oder kurz vor der Geburt. Auf diese Art pflanzen sich zum Beispiel viele Knorpelfische fort, aber auch einige Knochenfische, wie die aus der Aquarienhaltung bekannten Guppys und Schwertträger. Bei innerer Befruchtung sind die Jungtiere länger vor Fressfeinden geschützt. Doch anders als bei Säugetieren werden die Embryos normalerweise nicht über den Blutkreislauf der Mutter ernährt, sondern leben allein vom Ei-Dotter. Eine der seltenen Ausnahmen bilden die in Mexiko vorkommenden Hochlandkärpflinge (Goodeidae): Ihre Eier sind so dotterarm, dass sie über eine Art Nabelschnur vom Muttertier mitversorgt werden.

Warum nicht mal umgekehrt?

Bei den Seenadeln, zu denen auch die Seepferdchen gehören, geht es ganz verrückt zu: Hier werden die Männchen trächtig! Das Weibchen legt nämlich seine Eier in die Bauchtasche des Männchens und die Jungtiere wachsen im Vaterleib heran.

Beispiele aus der Straße von Gibraltar

In der folgenden Übersicht wollen wir dir ein paar besondere Fischarten aus der Straße von Gibraltar vorstellen, denen wir auf unseren Whale-Watching-Touren selbst schon begegnet sind. Klick dich von Art zu Art und finde mehr über die Tiere heraus.

Roter Thun

Der Rote Thun (Thunnus thynnus) oder auch Blauflossenthunfisch zieht jedes Jahr zum Laichen aus dem Nordatlantik durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer. Größere Temperaturschwankungen sind für Thunfische kein Problem, da sie anders als die meisten Fische eine relativ konstante Körpertemperatur haben, die sogar bis 12 Grad über der Umgebungstemperatur liegen kann.

Wir konnten schon beobachten, wie Thunfische gemeinsam mit Delfinen oder Vögeln nach kleineren Fischen jagen. Die Thunfische selbst sind hier aber auch die Hauptnahrung der Orcas.

Aufgrund von Überfischung gehört der Rote Thun inzwischen leider zu den stark gefährdeten Arten.

Fliegende Fische

Auch Fliegende Fische kommen in der Straße von Gibraltar vor. Sie haben flügelartige Brust- und Bauchflossen und können bei einem Sprung aus dem Wasser bis zu 30 Sekunden und 400 Meter weit durch die Luft gleiten, um ihren Fressfeinden zu entkommen. Dabei bewegen sie die Flossen aber nicht aktiv wie Flügel, sondern segeln vielmehr durch die Luft.

In der Straße von Gibraltar beobachten wir gelegentlich, wie Delfine – manchmal zusammen mit Thunfischen – Jagd auf diese kleinen Fische machen. Zum Leidwesen der Fliegenden Fische gesellen sich von oben dann auch noch Sturmtaucher hinzu, sodass der Flugbonus den Tieren nicht immer hilft.

Mondfisch

Der Mondfisch (Mola mola) ist der größte Knochenfisch, er kann beinahe 3 Meter groß werden. Da er aussieht, als würde ihm das Hinterteil fehlen, hat er im Deutschen auch den Beinamen Schwimmender Kopf.

Mondfische kommen in Tiefen von bis zu 500 Metern vor und schwimmen sehr langsam. Bei unseren Whale-Watching-Touren treffen wir gelegentlich auf Mondfische, die an der Oberfläche schwimmen. Manchmal schaut die Flosse aus dem Wasser oder die Fische liegen auf der Seite. Sie scheinen sich zu sonnen, um nach langen Tauchgängen ihre Körpertemperatur wieder zu erhöhen. Dabei lassen sie auch gern zu, dass Möwen  auf ihnen landen, um den Fischen die Parasiten von der Haut zu picken.

Meerneunauge

Meerneunaugen gehören zu den Rundmäulern. Sie kommen in Atlantik, Nordsee und westlichem Mittelmeer vor. Zum Laichen schwimmen die Tiere in Flüsse. Die Larven verbringen dann bis zu acht Jahre im Süßwasser, bevor sie ins Meer ziehen.

Meerneunaugen ernähren sich parasitär, indem sie sich mit ihrer Saugscheibe an Fische oder Meeressäuger anheften, Haut und Fleisch abraspeln und Blut saugen.

Bei einer unserer Whale-Watch-Ausfahrten sahen wir, wie sich ein Grindwal durch ständiges Flukeschlagen bemühte, den lästigen Parasiten loszuwerden.

Zusammenfassung

Jetzt kennst du die wichtigsten Merkmale der Fische und hast auch einige Besonderheiten erlernt. Kannst du dich bei den vielen Informationen noch an alles erinnern? Mach den Test!

Wie möchtest du weitermachen?

Was interessiert dich als Nächstes? Möchtest du weitere Lernthemen auf firmm-education entdecken oder noch mehr rund um Fische erfahren? Für beides haben wir hier ein paar Empfehlungen.

Lernthemen-Empfehlungen

Einige hier erwähnte Informationen werden an anderer Stelle noch ausführlicher behandelt. Du könntest zum Beispiel mit einem der folgenden Themen weitermachen:

Quellen und Zusatzinfos

Du möchstest dich noch intensiver mit Fischen beschäftigen? In unseren Quellen für dieses Lernthema findest du viele zusätzliche Informationen:

  • Buchempfehlung: Faszinierende Fische: Biologie, Bedeutung und Zukunft von Patricia Holm,
    Gebundene Ausgabe: 208 Seiten, 1. Auflage (15. September 2010), ISBN-13: ‎ 978-3258076096
  • Quelle der Fotos: firmm-Unterstützer und Naturfotograf Bernd Nies (nies.ch), (außer: Beispiele aus der Meerenge –  ©firmm.org)

Allgemeines

Haie

Seepferdchen

Temperaturtoleranz von Fischen

Stiftung firmm

Die Stiftung firmm setzt sich aktiv für die Erforschung und den Schutz von Walen und Delfinen und ihres Lebensraums Meer ein.

Unser Standort Tarifa an der Straße von Gibraltar dient als Forschungs­station und bietet allen Besuchern die Möglich­keit, die faszinierenden Meeressäugetiere in ihrem natürlichen Lebens­raum zu erleben.